CDU Fraktion Bottrop
Bottrop gemeinsam voranbringen.

Hansazentrum: Stand der Dinge – Ein Interview.

Die Öffentlichkeit ist an den Ideen der verschiedenen Parteien im Bottroper Rat interessiert.

In diesem Zuge hat David Schraven für den von ihm publizierten Newsletter „BRIEFING“ mit Hermann Hirschfelder in seiner Funktion als Vorsitzender der CDU Fraktion im Rat und Leiter des Wirtschaftsförderungsausschusses gesprochen. Entstanden ist ein Interview, welches auch hier zum Nachlesen verfügbar ist.

Schraven: In Bottrop wird die Übernahme des Hansazentrum aus der Pleite der FAKT AG diskutiert. Was halten Sie davon? Soll die Stadt das Grundstück übernehmen? Oder sollte die Stadt die Gründung einer Entwicklungsgesellschaft mit Bürgerbeteiligung umsetzen? Oder haben Sie eine andere Idee?

Hirschfelder: Wir haben schon zu lange bei der Problematik des Hansazentrums darauf verweisen müssen, dass Verwaltung und Politik kaum Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten hatten, da es sich um bei der Immobilie um keine im öffentlichen Eigentum befindliche handelt. Daher sollte die Stadt, soweit die Möglichkeit gegeben ist, unbedingt das Grundstück erwerben. Ob eine Entwicklungsgesellschaft mit Bürgerbeteiligung umgesetzt werden kann oder soll, muss Unvoreingenommen und ergebnisoffen geprüft werden. Auch eine Aktiengesellschaft mit Mehrheitsanteil bei der Stadt könnte eine Option sein.

Schraven: Die SPD spricht davon, eine Genossenschaft zu gründen, in der sich Bottroper Unternehmer, Bürger gemeinsam mit der Kommune engagieren können. Was halten Sie davon? Wie können aus Ihrer Sicht Bürger eingebunden werden?

Hirschfelder: Eine Genossenschaft zu gründen, wäre eine weitere denkbare Möglichkeit. Ich kann mir vorstellen, dass es einige Bürgerinnen und Bürger in Bottrop gibt, die bereit wären, eine Entwicklung der Fläche und damit Neugestaltung der Innenstadt aktiv zu unterstützen. Wie die Einbindung geschehen kann, muss diskutiert und entschieden werden, wenn wir dazu die Möglichkeit erhalten. Wir sollten einen Schritt nach dem anderen machen.

Noch ist nicht sicher, ob wir die Chance erhalten. Dazu stehen noch einige tatsächliche und rechtliche Entscheidungen an, an denen nicht zuletzt die im Insolvenzverfahren Beteiligten mitsprechen. Zur Zeit ist die Fakt AG aber noch nicht die Hansazentrum Bottrop GmbH in einem solchen Verfahren. Ich kann nur sagen, dass Verwaltung und Politik zur Zeit sehr intensiv daran arbeiten, diese Chance für unsere Stadt zu erhalten.

Schraven: Was soll mit so Immobilien wie dem Karstadthaus passieren?

Hirschfelder: Bei dem ehemaligen Karstadthaus sind wir nach wie vor in einer Warte-, Duldungs- und Hoffnungsphase. Das Heft des Handelns haben wir nicht in der Hand.

Schraven: Welche Rolle sehen Sie beim Stadtrat? Soll er mehr machen als den Bebauungsplan und den Projektrahmen definieren? Wie sollte aus Ihrer Sicht ein Prozess aussehen, die Brache zu entwickeln, und wie soll ein solcher Prozess festgelegt werden? Die FDP möchte eine möglichst kleine Rolle für die Stadtverwaltung. Was meinen Sie?

Hirschfelder: Der Stadtrat soll sicher nicht nur Kontrollorgan der Verwaltung sein. Eigene Ideen zu entwickeln muss auch eine Aufgabe sein. Bei aller gewünschter Initiative wird man bei den kommunalpolitisch engagierten Politikern allerdings den Maßstab der möglichen Arbeit nicht zu hoch anlegen dürfen. Die Entwicklung um das Hansazentrum hat gezeigt, dass es nicht nur wünschenswert sondern erforderlich ist, frühzeitig Alternativplanungen zumindest anzudenken und „Rohentwürfe“ in der Schublade zu haben. Dass neue Wege beschritten werden müssen und werden, ist an der geplanten Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung in unserer Stadt zu sehen. Hier werden wir in absehbarer Zeit, wie von mir angekündigt, einen Workshop mit den Mitgliedern des Ausschusses durchführen. Daran arbeiten wir z.B. auch an der Frage, welche sach- und fachkompetente Begleitung können und wollen wir dazuholen. Auf die Erfahrungen, die wir machen werden, bin ich gespannt und freue mich darauf. Auch die Erfahrungen anderer Kommunen werden wir uns anschauen.

Schraven: Kurz etwas Grundsätzliches. Soll das Hansazentrum abgerissen werden?

Hirschfelder: Einen Komplettabriss des Hansazentrums schließe ich nicht aus, würde dies aber nicht als Grundsatz zur Neuentwicklung sehen. Eine Innenstadt als reiner Einkaufsstandort dürfte tot sein. Es werden viele Facetten zu überdenken sein, um eine Neuentwicklung zu gestalten.

Schraven: Was halten Sie vom Begriff „Hansaviertel“, der von der Stadtverwaltung für die Sanierung der Innenstadt verwendet wird. Sollte das Wort als Symbol für die Pleite des Hansazentrums abgeschafft werden?

Hirschfelder: Bei der Begrifflichkeit „Hansaviertel“ bin ich emotionslos. Ob eine andere Bezeichnung sein muss oder hilfreich wäre, mag dahinstehen. Entscheidend ist nicht der Name, sondern das, was wir daraus machen.

 

Urheber & Quelle: BRIEFING, 10.12.2022, David Schraven