Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
der Haushaltsplan 2023 wird heute verabschiedet. Keine große Sache, könnte man meinen. Das machen wir immer: am Ende eines Jahres den Haushaltsplan für das nächste Jahr verabschieden.
Wieder wird die Verwaltung stolz darauf sein, der Politik, nein eigentlich den Bürgerinnen und Bürgern, einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen zu können. Aufwand und Erträge sind bei rund 490 Mio. in etwa gleich. Es besteht sogar ein kleiner Mehrbetrag bei den Erträgen im Verhältnis zu den Aufwendungen. (ca. 410.000,00 €)
Also alles im Lot?
Leider nicht.
Der Begriff „ausgeglichener Haushalt“ wurde neu definiert. Die Landesregierung hat den Kommunen eine Möglichkeit geschaffen mit dem „Gesetz zur Isolierung der aus der COVID-19-Pandemie folgenden Belastung der kommunalen Haushalte im Land NRW“, dessen Änderung nun auch die mit dem Ukraine-Krieg anfallenden Belastungen ab 2022 einbezieht. (Stand 10.12.2022)
Was heißt das nun genau?
Einfach ausgedrückt: Die bereits vorhandenen Verbindlichkeiten werden aus den Haushalten 2022 und 2023 einfach verschoben in spätere Jahre. Finanztechnisch drückt der Kämmerer es so aus:
Die pandemiebedingten Haushaltsbelastungen und auch die mit dem Ukraine-Krieg anfallenden finanziellen Belastungen ab 2022 werden isoliert und sind im Jahresabschluss über eine Bilanzierungshilfe zu neutralisieren.
Die Höhe dieser Bilanzierungshilfe ist entsprechend den veränderten Isolierungsbeträgen angepasst worden und führt zu einem gegenüber dem Entwurf um rd. 17,9 Mio. € erhöhten außerordentlichen Ertrag.
Nicht einfach zu verstehen, oder?
Die Stadt Bottrop ist überschuldet, aber eigentlich doch nicht.
Welcher private Haushalt würde sich nicht auch einen solchen Trick wünschen?
Warum weisen wir als CDU-Fraktion so ausdrücklich darauf hin?
Die von der Landesregierung geschaffene rechtliche Möglichkeit und die Umsetzung in unseren städtischen Haushalt durch den Kämmerer begrüßen wir ausdrücklich.
Es muss der Verwaltung, den politisch Handelnden und den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt deutlich sein, dass wir auf Pump leben, dass wir uns in permanenter Gefahr der Überschuldung befinden.
Wir müssen uns der Tatsache immer bewusst sein, das Schulden und Aufwand wieder zurückgeführt werden müssen. Durch die gesetzlich geschaffene Möglichkeit, Verbindlichkeiten zu verschieben, sind diese nicht entfallen.
Eigenständige Handlungsfähigkeit zu erhalten, wird immer schwieriger.
Dieser Ausgangslage sind sich alle im Rat der Stadt Bottrop vertretenen Fraktionen und Gruppierungen bewusst – zumindest gehen wir als CDU-Fraktion davon aus. Entsprechend haben sich, zumindest die meisten, bei ihren Haushaltsberatungen daran orientiert.
Nach dem Verlauf der Beratungen in den Fachausschüssen und dem Ergebnis der ganztägigen Sitzung des Hauptausschusses, dürfte es keine Überraschung sein, wenn ich erkläre, dass die CDU-Fraktion dem Haushaltsplan 2023 mit den beschlossenen Änderungen zustimmen wird.
Wir finden uns in den wesentlichen Bereichen des Haushalts wieder. Wir haben eigene und auch gemeinsame Anträge mit anderen Fraktionen gestellt. Wir haben Anträgen anderer Fraktionen zugestimmt, wenn und soweit sie nach unserer Auffassung zielführend und richtig waren. Andere haben wir abgelehnt und auch eigene Ablehnung erfahren.
Kurzum, wir haben das Spektrum politischer, demokratischer Verfahren durchlebt.
Als CDU-Fraktion sind wir froh und auch stolz darauf, dass uns unsere Demokratie diese Möglichkeit politischer Auseinandersetzung gibt, frei von Repressalien und Furcht vor Folgen politischer Meinungsäußerung.
Dafür nehmen wir auch einige Auswüchse dieser demokratischen Freiheit, die sich leider auch in diesem Hause eingeschlichen haben, in Kauf.
Jede Fraktion und Gruppierung wird eigene Schwerpunkte ihres Handelns und ihrer Prioritäten setzen. Soweit es die CDU-Fraktion betrifft, will ich einige exemplarisch zusammenfassen, die uns besonders am Herzen gelegen haben:
Nicht zuletzt brauchen die Kulturschaffenden in Bottrop eine Perspektive nach all den Einschränkungen der Vergangenheit.
Wie immer, meine Damen und Herren, ist das Leben eine kontinuierliche Entwicklung, bei der es keinen Stillstand gibt. Eine Zeit, die Hände in den Schoß zu legen, gibt es nicht.
Auch und gerade das Jahr 2023 und auch die nachfolgenden werden uns alle fordern.
So werden wir die Verwirklichung der Feuerwachen in Kirchhellen und Alt-Bottrop vorantreiben müssen.
Der Schulentwicklungsplan muss endlich in 2023 neu erstellt und entschieden werden, mit all den unterschiedlichen Herangehensweisen. Dabei dürfte eines allerdings einvernehmlich sein, nichts ist gegen den Elternwillen zu entscheiden.
Die Entwicklung – oder besser: die Nichtentwicklung – des HansaZentrums hat gezeigt, dass wir gut beraten gewesen wären, rechtzeitig Alternativlösungen anzudenken. Zu lange haben wir darauf verwiesen, dass das Heft des Handelns nicht in unseren Händen gelegen hat.
Möglicherweise müssen und werden wir mit einer neu ausgerichteten Wirtschaftsförderung dafür sorgen, besser und erfolgreicher operieren zu können. Dazu wird das Mittun möglichst Vieler erforderlich sein.
Die Zukunft unserer Stadt Bottrop sollte uns verbinden.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Glückauf.
Hermann Hirschfelder
Fraktionsvorsitzender